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Vor- und Nachteile der Multipresse

Die Multipresse sehr beliebt im Kraftsport. Warum Sie die zu Muskelzuwächsen helfen kann und warum du Sie nicht immer verwenden solltest erfahrst du hier.

veröffentlicht von Timo Konzelmann

Kaum ein Gym kommt ohne sie aus und doch hat sie nicht den besten Ruf: die Multipresse. Wie ist dieses Trainingsgerät nun zu bewerten? Äußerst nützlich, überflüssig oder gar gesundheitsgefährdend? 

Vor- und Nachteile der Multipresse

Kniebeugen in der Multipresse? Bankdrücken? Da werden nicht wenige die Nase rümpfen. Das macht man doch einfach nicht, oder? Freie Hanteln sind doch einer Multipresse immer überlegen, oder doch nicht? Eines ist auf jeden Fall klar: Die größte Schwäche der Multipresse ist zeitgleich ihre größte Stärke. 

Es gibt nur diesen einen Weg

Nehmen wir die wenigen Modelle der Multipresse, die eine vollständig freie, dreidimensionale Bewegung ermöglichen, mal aus der Diskussion und konzentrieren uns auf die Modelle, die in eigentlich jedem Studio zu finden sind, dann können wir zunächst einmal festhalten, dass die Multipresse den Trainierenden in seiner Bewegung massiv einschränkt. Das Training in der Multipresse kennt nur einen Weg, Abweichungen davon sind aufgrund des fest vorgegebenen Bewegungswegs nicht möglich. Das hat natürlich Konsequenzen für das Training: Der Trainierende muss sich der Multipresse anpassen. Das kann natürlich problematisch werden und zwar immer dann, wenn die vorgegebene Bewegung nicht mit der eigentlich physiologischen Bewegung übereinstimmt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Bankdrücken.

Beim klassischen Flachbankdrücken mit der Langhantel wird die Stange gewöhnlich in einem leichten Bogen nach oben gedrückt. Eine derartige Ausführung ist in der Multipresse aus genannten Gründen unmöglich. Das Bankdrücken in der Multipresse gleicht vielmehr der sog. Guillotine Press, einer Variante des Bankdrückens, bei der die Stange gerade fast auf das Schlüsselbein herabgelassen wird. Der Haken an einer solchen Ausführung: Für die stabilisierenden Muskeln des Schultergelenks ist das eine sehr ungünstige Position. Dauerhaft schwer ausgeführt, kann diese Variante also das Schultergelenk nachhaltig schädigen. Klassisches Flachbankdrücken in der Multipresse ist also nicht unbedingt die beste Idee. Doch was passiert, wenn man die Bank ein klein bisschen schräg einstellt? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns nur anschauen, wie freies Schrägbankdrücken mit der Langhantel ausgeführt wird. Wird auch hier in einem Bogen gedrückt? Nein? Nein! Warum nicht? Weil es physiologisch nicht optimal wäre. Durch die Schräge der Bank verändern sich auch die Winkel der an der Bewegung beteiligten Körperteile. Das Ergebnis: Beim Schrägbankdrücken drückt man gerade nach oben. Wenn wir also beim Bankdrücken bleiben, kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Multipresse für Flachbankdrücken nicht wirklich gut, für Schrägbankdrücken hingegen gut geeignet ist. 

Verbeugt Euch!

Eine weitere Übung, die gerne an der Multipresse ausgeführt wird, während eben diese Ausführung immer wieder Anlass zur Kritik ist, ist die Kniebeuge. Um es kurz zu machen: Für eine low bar-Kniebeuge ist die Multipresse nicht wirklich geeignet. Low bar bedeutet, dass die Stange weit unten auf dem Trapezius abgelegt wird, was eine gewisse Vorlage des Oberkörpers nötig macht. Das Gegenstück hierzu wäre eine high bar-Kniebeuge, bei der die Stange ganz oben auf dem Trapezius aufliegt, was eine sehr aufrechte Körperhaltung während der Bewegung erfordert. Wirklich saubere high bar-Kniebeugen sind selten zu beobachten. Der Grund ist einfach: Sie erfordern ein hohes Maß an Mobilität. All das könnte einem im Grunde egal sein, würde die Wahl der Ausführung nicht signifikante Auswirkung auf die involvierten Muskelgruppen haben. Eine high bar-Kniebeuge isoliert die Quadriceps viel stärker als eine low bar-Kniebeuge, bei der das Hüftgelenk viel stärker involviert wird, was die rückseitige Muskelkette um den Gluteus, die Ischiocruralmuskeln und die Muskeln des unteren Rückens viel stärker einbezieht. Die Multipresse entlässt den Trainierenden aus der Verantwortung, für seine Stabilität zu sorgen, was nahezu jedem Trainierenden eine high bar-Kniebeuge ermöglicht, indem die Füße etwas nach vorne genommen werden. Wer also die Quadriceps fokussieren und eine starke Involvierung der rückseitigen Muskelschlinge verhindern will, ist an der Multipresse genau richtig. Anzumerken ist, dass dabei auch die Belastung auf das Kniegelenk zunimmt. 

Funktionalität vs. Sicherheit

Zwischenfazit: Die Multipresse eignet sich nicht für jede Übung, bzw. Ausführung. Dort, wo sie sich eignet, ermöglicht sie es dem Trainierenden, sich voll auf die Zielmuskulatur zu konzentrieren, da der Aspekt der Stabilisierung weitgehend entfällt. Aber ist das überhaupt sinnvoll?

Diese Frage lässt sich nun nicht pauschal beantworten. Entscheidend ist, was der Zweck des Trainings ist. Wer Hanteltraining betreibt, um einen maximalen Übertrag auf seine eigentliche Sportart zu haben, der sollte möglichst frei trainieren, also freie Hanteln, TRX-Systeme usw. verwenden. Wer jedoch „nur“ Muskeln aufbauen will, dem können solche Effekte vielleicht nicht gänzlich egal sein, aber sie geraten deutlich in den Hintergrund. Hier schlägt dann auch die Stunde der Multipresse: Sie bietet schlicht sehr viel mehr Sicherheit und ermöglicht die vollständige Konzentration auf die Zielmuskulatur.  

Fazit: Keine schlechte Wahl – mit Ausnahmen!

Wie bei den meisten Trainingsgeräten kommt es auch bei der Multipresse auf den Verwendungszweck und die individuellen Voraussetzungen der Trainierenden an. Nicht geeignet ist die Multipresse als vollständiger Ersatz für komplexe freie Übungen. Diese haben eigene Benefits wie eben die Stärkung der stabilisierenden Muskulatur, die man nicht gänzlich vernachlässigen sollte. Als Ergänzung ist sie aber sehr gut geeignet. Wer beispielsweise nach ein paar Sätzen freien Kniebeugen noch isolierter die Quadriceps trainieren will oder mit einer Vielzahl von Reduktionssätzen arbeiten möchte, profitiert enorm von der vereinfachten Bewegung und der daraus reslutierenden Sicherheit.

Häufig unterschätzt werden bei der Debatte auch individuelle Voraussetzungen der Trainierenden. Für die Proportionen des einen passt die Multipresse für eine Übung super, für den anderen geht das gar nicht. Hier muss man sich einfach ausprobieren. Eine pauschale Verurteilung der Multipresse ist auf jeden Fall nicht angebracht.

Autor: Thomas Koch www.ironhealth.de (Lizenzübernahme durch Übertragung Fitnessworld24.net auf Konzelmanns.de)