Mit grünem Tee dem Fett den Kampf ansagen?
Ist Grüner Tee wirklich ein so extremer Speedburner ?
In zwei Wochen geht es in den Urlaub und die Strandfigur ist noch nicht wirklich in Sicht. Vielleicht kann ein Fatburner helfen? Einer der populärsten Vertreter dieser Gruppe von Supplements ist sicherlich der grüne Tee. Doch hilft das chinesische Heilgetränk wirklich in Form zu kommen?
Bevor wir uns der Frage annähern, sollte man vielleicht einmal definieren, was ein Fatburner überhaupt ist. Eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2012 in der angesehenen Fachzeitschrift International Journal of Sport Nutrition and Exercise Metabolism (Manore 2012) teilt diese Gruppe von Nahrungsergänzungsmitteln in vier Kategorien ein:
Produkte, die die Aufnahme von Kohlenhydraten und Fett im Körper blockieren.
Produkte, die die Thermogenese stimulieren.
Produkte, die damit werben, den Stoffwechsel zu verändern oder die Körperzusammensetzung positiv zu beeinflussen.
Produkte, die das Hungergefühl unterdrücken sollen.
Anzumerken ist vorab, dass in den seltensten Fällen den Produkten seriöse wissenschaftliche Studien zu Grunde liegen.
Das Geheimnis des grünen Tees
Grüner Tee passt aufgrund seiner Wirkung sogar gleich in mehrere Kategorien. Zum einen ist da natürlich das enthaltene Koffein, welches anregend wirkt und dadurch den Stoffwechsel ankurbelt und die Thermogenese erhöht. Pro 100 ml liegt der Koffeingehalt von grünem Tee bei gut 10 mg. Zum Vergleich: Bei Kaffee liegt dieser Wert bei knapp 70 mg, bei einem gängigen Energy-Drink bei gut 30 mg. Das Koffein alleine kann also nicht das Geheimnis des grünen Tees sein.
Dieses liegt vielmehr in den enthaltenen Polyphenolen begründet, die man wissenschaftlich in Flavonide und Katechine aufteilt, beides natürliche Oxidantien. Im grünen Tee sind vor allem die Katechine Epikatechin, Epikatechin-3-Gallat, Epigallokatechin und Epigallokatechin-3-Gallat (EGCG) von Relevanz, wobei letzteres in der höchsten Konzentration vorliegt.
Was aber machen diese Katechine im Körper? Entscheidend ist das Hemmen eines bestimmten Enzyms, das Katechol-O-Methyltranferase (COMT) heißt. Dieses Enzym hat die Funktion, das Hormon Norepinephrin abzubauen. Norepinephrin ist das zentrale fettabbauende Hormon des Körpers, sodass es natürlich absolut nicht in unserem Interesse sein kann, wenn es verstärkt abgebaut wird. Durch die Unterdrückung von COMT erreichen die Katechine, dass der Norepinephrinspiegel im Körper ansteigt und die Thermogenese länger aufrechterhalten werden kann. Das wiederum resultiert letztlich in einer gesteigerten Fettverbrennung.
Eine kleine Randbemerkung: Grüner Tee wird wie schwarzer Tee aus der Pflanze Camelia Sinensis gewonnen. Der Unterschied ist, dass grüner Tee nicht fermentiert wird. Deshalb liegt der Koffeingehalt deutlich unter dem von schwarzem Tee, dafür bleiben die wertvollen aktiven Inhaltsstoffe jedoch unverändert vorhanden.
Das sagt die Wissenschaft
Im Gegensatz zu vielen anderen Fatburnern ist die Wirkung von grünem Tee sehr gut untersucht. Die Studien belegen die Einflüsse von grünem Tee auf die Fettverbrennung. Grüner Tee aktiviert die Thermogenese im Körper. Werden über einen Zeitraum von zwölf Wochen regelmäßig Katechine in einer optimalen Dosierung (690 mg) zugeführt, führt das zu einem Rückgang von Körperfett, Tallienumfang, Hautfaltendicke und subkutanem Fett. (Nagao 2005) Durch das synergistische Zusammenspiel von Koffein und EGCG steigt der Kalorienverbrauch. (Dulloo 1999) Dieselbe Kombination sorgt für eine signifikante Erhöhung der Stoffwechselrate in Ruhe. (Berube-Parent, S., et al. 1994) Diese Effekte wurden überdies durch Meta-Studien wie von Phung et al. (2010) und Sharpe et al. (2006) belegt.
Anzumerken ist, dass grüner Tee Zeit braucht, um seine Wirkung zu entfalten. Eine Kurzzeitanwendung zeigte in den meisten Fällen keine signifikante Wirkung, wie Randell et al. (2013) und Lonac et al. (2011) nachwiesen. Über einen längeren Zeitraum von zwöl Wochen und mehr, können sich die Ergebnisse aber absolut zeigen lassen, wie Cardoso et al. (2013) und Opala et al. (2006) belegen konnten.
Trinken oder Schlucken?
Bleibt die Frage, was besser ist: Grünen Tee trinken oder doch lieber auf Supplements zurückgreifen? Das hängt zum einen natürlich vom Geschmacksempfinden ab. Wem der herbe Geschmack des Tees zusagt, der findet darin ein erfrischendes Getränk, dessen Spuren man bis ins alte China nachweisen kann, wo schon vor 4.000 Jahren grüner Tee als heilsames Getränk verehrt wurde. Wem der Geschmack aber weniger zusagt, der hat keine Nachteile, wenn er auf Supplements zurückgreift. Es gibt sogar eine Studie von Henning (2004), die die Einnahme von Grünteeextrakt in Kapseln dem Verzehr von Tee als überlegen ansieht.
Fazit: Grüner Tee ist gut für dich!
Grüner Tee kann noch deutlich mehr als deine Fettverbrennung zu beschleunigen, doch das auszuführen, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen. Fakt ist, dass grüner Tee ein sehr gesundes Getränk ist, dass auf lange Sicht positiven Einfluss auf deine Körperzusammensetzung nehmen kann. Als Last Minute-Hilfe ist es jedoch nicht geeignet und das intensive Training in Verbindung mit einer zielgerichteten Ernährung ersetzt es natürlich auch nicht.
Literatur
Cardoso et al.: The effects of green tea consumption and resistance training on body composition and resting metabolic rate in overweight or obese women. J Med Food. 2013 Feb;16(2):120-7. doi: 10.1089/jmf.2012.0062. Epub 2012 Nov 9
Henning et al.: Bioavailability and antioxidant activity of tea flavanols after consumption of green tea, black tea, or a green tea extract supplement. Am J Clin Nutr. 2004 Dec;80(6):1558-64.
Lonac et al.: Influence of short-term consumption of the caffeine-free, epigallocatechin-3-gallate supplement, Teavigo, on resting metabolism and the thermic effect of feeding. Obesity (Silver Spring). 2011 Feb;19(2):298-304. doi: 10.1038/oby.2010.181. Epub 2010 Aug 19
Manore, M.: Dietary supplements for improving body composition and reducing body weight: where is the evidence? Int J Sport Nutr Exerc Metab. 2012 Apr;22(2):139-54.
Nagao et al.: Ingestion of a tea rich in catechins leads to a reduction in body fat and malondialdehyde-modified LDL in men. Am J Clin Nutr. 2005 Jan;81(1):122-9.
Opala et al.: Efficacy of 12 weeks supplementation of a botanical extract-based weight loss formula on body weight, body composition and blood chemistry in healthy, overweight subjects–a randomised double-blind placebo-controlled clinical trial. Eur J Med Res. 2006 Aug 30;11(8):343-50.
Phung et al.: Effect of green tea catechins with or without caffeine on anthropometric measures: a systematic review and meta-analysis. Am J Clin Nutr. 2010 Jan;91(1):73-81. doi: 10.3945/ajcn.2009.28157. Epub 2009 Nov 11.
Randell et al.: No effect of 1 or 7 d of green tea extract ingestion on fat oxidation during exercise. Med Sci Sports Exerc. 2013 May;45(5):883-91. doi: 10.1249/MSS.0b013e31827dd9d4.
Sharpe et al.: Availability of weight-loss supplements: Results of an audit of retail outlets in a southeastern city. J Am Diet Assoc. 2006 Dec;106(12):2045-51.
Autor: Thomas Koch www.ironhealth.de (Lizenzübernahme durch Übertragung Fitnessworld24.net auf Konzelmanns.de)